🐿️ Nino und das verschwundene Herbstblatt

Nino

Nino

Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 4 – 5 Minuten
Themen: Entdecken, Natur, Jahreszeiten, Farben

Nino war ein kleines, flinkes Eichhörnchen mit einem besonders buschigen Schwanz und einem riesigen Herzen für bunte Blätter. Er wohnte in einem hohlen Baum am Rand des Waldes. Dort sammelte er Eicheln, Nüsse – und seine größte Leidenschaft: herbstlich gefärbte Blätter.

Gelbe, orange, rote – wenn sie schön leuchteten, hüpfte Nino aufgeregt auf und ab. In einer kleinen Kiste aus Zweigen bewahrte er seine Lieblingsblätter auf. Und ganz oben lag das Allerschönste: ein großes, rot-goldenes Ahornblatt, das er „Königsblatt“ nannte.

Jeden Morgen begrüßte Nino es mit einem fröhlichen „Guten Morgen, Königsblatt!“. Doch heute war alles anders.

Als Nino die Kiste öffnete, war das Königsblatt weg!

„Nein!“ quietschte er. „Das gibt’s doch nicht! Wo ist es hin?!“

Er wühlte hektisch in der Kiste, schaute unter seine Moosdecke, hinter den Kieferzapfen und sogar in seinen Honigtopf. Doch es war nirgends zu finden.

„Vielleicht ist es weggeflogen!“, murmelte er. Der Wind war heute besonders wild.

Nino stürmte hinaus. Die Herbstluft war kühl, aber frisch. Bunte Blätter tanzten durch die Luft wie kleine Drachen.

„Königsblatt? Bist du hier draußen?“ rief er.

Zuerst rannte er zum Bach. Dort plätscherte das Wasser fröhlich, und einige Blätter trieben vorbei.
„Königsblatt?“ flüsterte er und schnappte sich ein rotes Blatt.
Aber nein – es war kleiner, und nicht glänzend genug.

Da kam Bodo Biber angeschwommen.

„Was machst du, Nino?“

„Ich suche mein besonderes Blatt! Es ist verschwunden!“

Bodo kratzte sich am Kopf. „Vielleicht ist es mit dem Wind zum großen Hügel geweht worden. Komm, ich bring dich rüber.“

Nino hüpfte auf Bodos Rücken, und sie paddelten gemeinsam ans andere Ufer. Dort schnappte Nino sich ein paar goldene Blätter – doch keines war sein.

Am Hügel angekommen, kletterte er auf einen Stein. Von dort konnte er weit sehen – über die Baumwipfel, durch das gelb-braune Blättermeer.

„Königsblatt? Wo bist du?“ rief er.

„Pssst!“ flüsterte es leise von hinten.

Nino drehte sich um. Doch da war nur Mika Maus, die in einem Walnussgehäuse schlief.

„Oh, hallo Mika. Hast du vielleicht mein Blatt gesehen?“

„Ein großes, rotes mit Goldkante?“ fragte sie.

„Ja! Genau das!“

„Ich glaube, ich hab es fliegen sehen. Es flog in Richtung Eulenbaum!“

Nino bedankte sich und sprang von Ast zu Ast, bis er am Eulenbaum ankam. Dort schlief Elvira Eule, eingekuschelt in ihr Nest.

„Elvira?“ flüsterte Nino.

„Mmmmh?“ Elvira öffnete langsam ein Auge.

„Hast du mein Blatt gesehen? Es ist besonders. Und wichtig. Und… mein Lieblingsblatt!“

Elvira blinzelte. „Ich habe etwas Weiches an meinem Fenster vorbeifliegen sehen. Es war… schön. Aber wohin es geflogen ist, weiß ich nicht.“

Nino seufzte. Seine Pfoten wurden langsam müde. Aber er wollte nicht aufgeben.

Am Waldrand angekommen, traf er Rieke Reh. Sie war gerade dabei, Kastanien zu stapeln.

„Rieke! Hast du vielleicht ein Blatt gesehen, das aussieht wie ein königlicher Umhang?“

Rieke überlegte. „Ich habe ein Eichhörnchen gesehen, das etwas Rotes davongetragen hat…“

„Was? Ein Dieb?!“ rief Nino.

„Nein, nein“, lachte Rieke. „Es war Lia. Deine Freundin. Sie hat es sehr vorsichtig getragen.“

„Lia?“ Nino kratzte sich am Kopf.

Er raste zurück zum großen Ahornbaum. Und tatsächlich – dort saß Lia Eichhörnchen auf einem Ast. Vor ihr lag ein Nest aus Moos und Rinde – und darin lag…

Das Königsblatt!

„LIA!“ rief Nino. „Da bist du ja! Und MEIN Blatt!“

Lia zuckte erschrocken zusammen. „Oh! Nino! Ich wollte dich nicht ärgern. Ich habe es gefunden, als es vom Wind davongetragen wurde. Ich wollte es dir zurückbringen… aber dann kam der Regen… und dann dachte ich… vielleicht machen wir daraus ein Blatt-Thron!“

Nino sah sie an. Und das Blatt. Es war ein bisschen zerknittert. Aber immer noch wunderschön.

Er lächelte. „Ein Blatt-Thron? Für uns beide?“

Lia nickte. „Weil es nicht nur dein Lieblingsblatt ist – sondern auch das schönste Blatt im ganzen Wald!“

Nino sprang zu ihr, kuschelte sich an sie – und half ihr, aus kleinen Ästen und Moos ein gemütliches, weiches Thronnest zu bauen. Das Königsblatt legten sie ganz oben drauf – als Decke, Krone und Zelt zugleich.

An diesem Abend saßen sie nebeneinander, unter den goldenen Bäumen.
Der Wind spielte sanft mit ihren Schwänzen, und das Blatt raschelte leise im Takt.

„Weißt du was?“ sagte Nino. „Vielleicht ist es gar nicht schlimm, wenn etwas mal verschwindet.
Denn manchmal… führt es einen genau dorthin, wo es am schönsten ist.“

Ende.