🐰 Lilli und das verschwundene Kuscheltier

Lillie

Lillie

Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 4 – 5 Minuten
Themen: Tiere, Kinderzimmer, Pusteblumen

Es war einmal ein kleiner Igel namens Emil. Emil war nicht größer als ein Blumentopf und lebte unter einer alten Eiche in einem weichen Moosbett. Jeden Morgen, wenn die Sonne aufging und der Wald erwachte, tappte Emil mit seinen kleinen Füßchen hinaus auf die Wiese.

Emil war sehr neugierig. Jeden Tag gab es etwas Neues zu entdecken – einen Käfer, der rückwärts krabbelte, einen Vogel, der nur mit einem Flügel flog, oder einen Regenwurm, der sich unter einem Blatt versteckte. Emil liebte solche Abenteuer.

Eines Morgens, als der Himmel besonders blau war und der Wind ganz sanft durch die Gräser strich, sah Emil etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte: eine große, weiße, fluffige Kugel mitten in der Wiese.

Er blinzelte. „Was bist du denn?“ fragte er leise.

Vorsichtig tappte er näher, schnupperte und – hatschi! – nieste, weil die kleinen Härchen ihn an der Nase kitzelten. Und da – wusch! – flogen ein paar winzige Schirmchen in die Luft und schwebten davon.

„Oh!“ rief Emil und schaute ihnen begeistert nach. Die fliegenden Samen sahen aus wie kleine Sterne.

Gerade in diesem Moment kam Mia Maus vorbei. Sie schleppte eine winzige Haselnuss auf dem Rücken.

„Hallo Emil! Was guckst du so in den Himmel?“

„Da war so ein fluffiges Ding, und als ich geschnuppert hab, ist es weggeflogen!“

Mia kicherte. „Das war eine Pusteblume. Die kann man anpusten. Dann fliegen die kleinen Samen wie winzige Fallschirme davon.“

„Wie? Ich will das auch probieren!“

Mia zeigte es ihm. Sie nahm eine Pusteblume, pustete kräftig – pfffffff! – und schon tanzten die Schirmchen durch die Luft.

Emil probierte es auch. Er holte tief Luft – so tief er nur konnte – und pfffff! pustete die ganze Pusteblume leer.

„Juhuuu!“ rief er. „Ich kann’s! Ich kann fliegende Blumen machen!“

Sie suchten weitere Pusteblumen und pusteten um die Wette. Der ganze Himmel war bald voller tanzender Samen. Die Sonne schien auf die Schirmchen, sodass sie funkelten wie winzige Lichter.

Da hüpfte Freddy Frosch aus dem Teich. „Was macht ihr da? Das sieht ja aus wie Schnee!“

„Es ist ein Spiel“, erklärte Emil. „Pusteblumenspiel!“

Freddy wollte auch. Doch statt zu pusten, machte er nur laute „Quaaak“-Geräusche. Alle lachten, aber Freddy übte weiter, bis es auch bei ihm klappte. Sein erstes Schirmchen flog direkt auf Mias Nase.

Dann kam Rika Reh mit einem Blumenkranz auf dem Kopf. Sie war ganz still, aber ihr Lächeln war warm. „Darf ich mitmachen?“ fragte sie leise.

Natürlich durfte sie. Zusammen bildeten sie einen Kreis und pusteten gleichzeitig. Die Schirmchen flogen hoch, höher, am höchsten. Pepe, der kleine Vogel, flog mitten hindurch und machte lustige Loopings.

„Wusstet ihr“, piepste Pepe, „dass jede dieser Pusteblumensamen eine neue Blume wird?“

„Wirklich?“ fragte Emil.

„Ja! Wenn sie landen, schlafen sie ein und wachen irgendwann als Blümchen auf.“

Emil staunte. „Dann helfen wir den Blumen beim Wachsen!“

Mia nickte. „Genau.“

Emil überlegte kurz. Dann sagte er: „Wir sollten ein richtiges Fest feiern. Ein Pusteblumenfest!“

Alle waren begeistert. Sie holten mehr Freunde dazu: die Raupe Rosa, den Dachs Dieter, sogar die Schnecke Selma kroch vorbei – ganz langsam, aber mit einer Blume auf dem Rücken.

Sie schmückten die Wiese mit bunten Blüten, legten Blätter als Teller aus, und Pepe sang ein Lied vom Wachsen und Fliegen. Freddy machte einen Seerosen-Tanz und Rika malte mit Hufabdrücken Blumen in den Sand.

Dann begannen sie das große Pusteblumenfest. Sie pusteten, tanzten, sangen, rollten durch das Gras und lachten.

Zwischendurch erzählten sie sich Geschichten:

  • Mia erzählte, wie sie mal eine Nuss im falschen Loch vergraben hatte.
  • Freddy erzählte, wie er den Mond fangen wollte.
  • Rika erzählte, dass sie mal mit einer Libelle gewandert war.
  • Und Emil? Emil erzählte, wie er heute seine allererste Pusteblume gefunden hatte – und wie daraus das schönste Fest entstanden war.

Dann spielten sie Verstecken im hohen Gras. Rosa kroch unter Blättern davon, Selma bewegte sich so langsam, dass keiner sie fand, und Dieter rollte sich wie ein Stein zusammen.

Die Sonne stand inzwischen tief am Himmel. Goldene Lichtstreifen fielen durch die Bäume, und der Wind wurde kühler.

Am Ende des Tages saßen alle beisammen, müde, aber glücklich. Der Himmel war jetzt orange, die ersten Sterne blinkten, und über dem Wald flogen die letzten Schirmchen leise dahin.

Emil legte sich ins Moos, schaute nach oben und flüsterte:
„Danke, kleine Pusteblume. Du hast mir gezeigt, wie schön das Teilen ist.“

Und während der Wind sanft über die Wiese strich und alle Tiere einschliefen, träumten sie von fliegenden Blumen, tanzenden Samen und einem Wald voller Lachen.

Ende.