Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 4 Minuten
Themen: Schlafengehen, Neugier, Abendritual, Geborgenheit

Der Tag im Wald neigte sich dem Ende zu. Die Sonne war schon halb hinter den Hügeln verschwunden, und der Himmel färbte sich rosa-orange. Die Tiere machten sich bereit für die Nacht.

Alle – außer Finja Fuchs.

Finja war ein kleines, flauschiges Fuchsmädchen mit leuchtend roten Pfoten und einem wuscheligen Schwanz. Und sie war gar nicht müde.

Mama Fuchs rollte gerade die Schlafdecke aus. Papa Fuchs las ein paar Seiten aus dem „Buch der Waldtiere“ vor. Finjas Brüder und Schwestern gähnten schon.

Aber Finja rief:

„Ich bin noch gar nicht müde! Ich will noch wach bleiben!“

Mama Fuchs lächelte. „Der Tag war lang, Finja.“

„Aber ich hab bestimmt was verpasst! Vielleicht fliegen gleich Sternenkäfer! Oder die Eule macht Kunststücke!“

Papa Fuchs schüttelte den Kopf. „Die Nacht ist zum Ruhen da, kleiner Wirbelwind.“

Aber Finja hatte schon leise die Decke zur Seite geschoben und tappte mit weichen Pfoten davon – hinaus in den Dämmerwald.

Sie wollte sehen, was die Tiere nachts tun. Ganz alleine. Ganz still.

Zuerst traf sie Milo Maulwurf, der gerade aus seiner Höhle kam.

„Hallo Finja! Warum bist du wach?“

„Ich will schauen, was nachts so los ist!“

Milo blinzelte. „Ich sammle Regenwürmer. Willst du helfen?“

Finja schüttelte den Kopf. „Regenwürmer sind glitschig. Ich such lieber was Spannendes!“

Und weiter ging’s.

Hinter einem Busch glitzerte etwas. Es war Kiki Käfer, die auf einem Blatt saß und mit ihren Flügeln leuchtete.

„Kiki! Wow! Du siehst aus wie ein Stern!“

„Ich bin ein Glühkäfer“, kicherte Kiki. „Ich tanze mit dem Wind!“

Finja versuchte, mitzutanzen – aber ihre Pfoten waren schwerer als gedacht. Und ein Gähnen kam aus ihrer Schnauze.
„Nur ein kleines… Gähn…“ murmelte sie.

Aber dann hörte sie ein tiefes „Huhuu!“.
Ganz oben im Baum saß Eddi Eule.

„Hallo, kleiner Fuchs. Was machst du noch wach?“

„Ich will das Nachtleben sehen! Machst du Tricks?“

Eddi schüttelte den Kopf. „Ich fliege durch den Wald und passe auf. Das ist meine Aufgabe.“

„Oh… das klingt wichtig“, sagte Finja. Und gähnte wieder.

„Wenn du willst, bring ich dich ein Stück zurück. Ich seh dich schon torkeln.“

„Ich torkel nicht! Ich bin nur… neugierig“, protestierte Finja.

Eddi segelte leise durch die Luft. Finja lief darunter her.

Am Bach trafen sie Benni Biber, der ein paar Äste schleppte.

„Benni! Du baust noch?“ fragte Finja verschlafen.

„Ich arbeite gerne bei Mondschein“, sagte Benni und klopfte einen Ast zurecht.

„Ist das nicht… anstrengend?“ fragte Finja und setzte sich auf einen Stein.

Benni nickte. „Schon. Aber wenn ich fertig bin, schlaf ich fest und träum von Wasserfällen.“

Finja seufzte. „Ich… glaub, ich wär jetzt auch bald so weit.“

Die Schatten wurden dunkler. Der Wald raschelte leise.
Finja gähnte zum vierten Mal.

Sie tappte langsam zurück in Richtung ihres Baues. Der Weg war länger als gedacht. Ihre Pfoten wurden schwer. Ihre Augen fielen fast zu.

„Vielleicht war das ein bisschen zu viel Neugier für heute…“

Kurz bevor sie bei der Höhle ankam, stand da plötzlich Mama Fuchs.
Mit einem warmen Blick. Und einer Decke.

„Da bist du ja“, sagte Mama sanft.

Finja flitzte in ihre Arme.
„Ich wollte… nur schauen… was nachts so passiert… aber… es ist doch… bisschen dunkel… und… langweilig…“

Mama Fuchs streichelte ihr über den Kopf.
„Nachts passiert viel – aber das Schönste ist: Man kann sich einkuscheln, träumen… und morgen wieder neue Abenteuer erleben.“

Finja nickte. Oder wollte nicken.
Doch da schlief sie schon ein. Im Arm von Mama. Unter dem leisen Funkeln der Glühkäfer.

Und Mama trug sie vorsichtig in den Bau.
Dorthin, wo Papa leise weiterlas. Wo es nach Moos roch. Wo der Traum schon auf sie wartete.

Und wenn Finja heute Nacht träumte, dann ganz sicher von Eulenflügen, glitzernden Käfern und dem schönsten Gefühl der Welt:
Zuhause zu sein.

Ende.

Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 4 Minuten
Themen: Neugier, Abenteuer, Zuhause finden

Tilda war eine ganz besondere Schildkröte. Nicht, weil ihr Panzer besonders bunt war oder weil sie besonders schnell laufen konnte – nein. Tilda war besonders, weil sie neugierig war. Neugieriger als alle anderen Schildkröten in ihrer Familie.

Während die anderen Schildkröten gerne auf dem warmen Stein lagen oder im Teich planschten, träumte Tilda von großen Bergen, weiten Wiesen und neuen Freunden.

„Ich will wissen, was hinter dem Hügel ist!“, sagte sie oft.

„Dort ist einfach… mehr Wiese“, brummte Opa Schildkröte.
„Und vielleicht ein neuer Stein“, gähnte Mama Schildkröte.
Aber Tilda wollte mehr.

Eines Morgens, als die Sonne ganz goldig über die Wiese schien und die Blumen ihre Köpfchen reckten, beschloss Tilda:

„Heute gehe ich los und entdecke die Welt.“

Sie packte ein kleines Blatt als Decke, steckte sich ein Stück Apfel als Reiseproviant unter den Panzer – und los ging’s!

Zuerst kroch sie durch das hohe Gras. Es kitzelte an ihrem Bauch und roch nach Frühling.
Sie begegnete einem Marienkäfer, der gerade auf einem Gänseblümchen landete.

„Hallo!“, sagte Tilda freundlich.
„Hallo!“, sagte der Marienkäfer. „Wo willst du hin?“

„Ich will die Welt entdecken!“
„Ui! Dann pass auf dich auf. Die Welt ist groß – aber auch schön.“

Tilda nickte und kroch weiter.

Nach einer Weile kam sie zu einem kleinen Hügel. Er sah riesig aus für eine Schildkröte. Aber Tilda war mutig.

„Einmal hoch – dann sehe ich bestimmt ganz viel Welt!“, rief sie.

Es dauerte eine Weile. Sie rutschte ein paar Mal ab. Aber sie gab nicht auf.

Oben angekommen, staunte sie:
Vor ihr lagen bunte Felder, ein plätschernder Bach – und ganz weit hinten ein großer, dunkler Wald.

„Oh! Da muss ich hin!“, rief Tilda.

Sie rutschte auf der anderen Seite des Hügels hinunter – plopp! – und landete auf einem Laubhaufen.

Dort raschelte es. Ein kleiner Igel guckte hervor.

„Hallo!“, sagte Tilda. „Ich bin Tilda. Ich entdecke gerade die Welt!“

Der Igel schnupperte. „Du riechst nach Wiese. Magst du Regenwürmer?“

Tilda verzog das Gesicht. „Nein, danke. Ich hab Apfel.“

Sie setzten sich nebeneinander und knabberten.
„Du bist mutig“, sagte der Igel. „Ich geh selten weiter als bis zur Brombeerhecke.“

„Ich will alles sehen!“, sagte Tilda.

Nach einer kurzen Pause wanderte Tilda weiter. Der Bach glitzerte in der Sonne.

Sie wollte gerade einen Stein überqueren, als ein Frosch aus dem Wasser sprang.

„Quaaak! Wo willst du hin, langsame Freundin?“

„Ich entdecke die Welt!“

„Dann musst du gut springen können!“

„Ich kann nicht springen. Aber ich kann krabbeln. Und klettern.“

„Dann pass auf – die Steine sind rutschig!“

Tilda balancierte vorsichtig über die Steine. Plitsch. Platsch. Ihre Pfoten waren ein bisschen nass, aber sie lächelte.

Hinter dem Bach wurde der Boden weich und dunkel. Sie war am Waldrand angekommen.

Die Bäume waren hoch. Sehr hoch. So hoch wie fünf Tildas aufeinander.

Es roch nach Erde, Moos und Pilzen.

Ein Eichhörnchen huschte vorbei.

„Hallo! Ich bin Tilda.“

„Hallo! Ich bin Flitzi. Was machst du hier unten?“

„Ich entdecke die Welt.“

Flitzi kicherte. „Dann solltest du auch mal die Bäume sehen!“

„Ich kann nicht klettern. Aber ich kann gucken.“

Tilda legte sich auf den Rücken und schaute nach oben.

Die Blätter tanzten im Wind. Sonnenflecken huschten über ihren Panzer.

„Die Welt ist wirklich schön“, flüsterte sie.

Aber langsam wurde es kühler.

Der Wind pustete ein bisschen stärker, und Tildas Bauch knurrte.

„Mein Apfel ist weg. Mein Bauch ist leer. Und mein Zuhause ist… weit weg.“

Ein kleiner Kloß saß nun in Tildas Kehle.

Sie hatte so viel gesehen: Blumen, Hügel, Tiere, Wald – aber sie vermisste ihren warmen Stein. Und die ruhige Stimme von Mama. Und das gemütliche Quietschen von Opa.

„Vielleicht… reicht es für heute“, sagte sie leise.

Sie drehte sich um und machte sich auf den Heimweg.

Der Bach war schwieriger zu überqueren als vorher. Ihre Pfoten waren müde.

Am Hügel brauchte sie länger zum Hochklettern.

Im Gras war es dunkler geworden.

Doch als sie über den Hügelrand kroch, sah sie es:
Ihr Stein. Ihre Familie. Ihr Zuhause.

Mama Schildkröte lag in der Sonne. Opa schnarchte leise. Ihre Geschwister spielten im Sand.

„TILDA!“ riefen sie, als sie sie sahen. „Wo warst du?“

Tilda lächelte. „Ich war… die Welt entdecken.“

„Und? Wie war sie?“, fragte Mama.

Tilda setzte sich auf ihren Stein. Der war warm, vertraut und wunderbar.

„Die Welt ist groß, und sie ist wunderschön“, sagte sie. „Aber Zuhause ist sie am schönsten.“

Dann holte sie sich ein neues Stück Apfel, kuschelte sich an Mama – und erzählte von Marienkäfern, Fröschen, Flitzi und dem glitzernden Bach.

Und während die Sonne langsam unterging, dachte Tilda:

„Ich werde noch viele Abenteuer erleben. Aber immer wieder zurückkommen. Denn meine Welt beginnt genau hier.“

Ende.

Benno

Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 3 – 4 Minuten
Themen: Suchen, Freunde helfen, Trost

Benno war ein kleiner, runder Bär mit einem großen Herz und einem noch größeren Appetit auf Honig. Er lebte in einer gemütlichen Höhle, gleich neben dem Fliederbusch, und sammelte Honig in vielen Töpfen, die er mit Stoffresten zugedeckt hatte.

Aber ein Honigtopf war besonders. Es war der erste Honigtopf, den ihm seine Mama geschenkt hatte. Auf dem Deckel klebte ein Sonnenblumenbild, und innen duftete es nach Sommer.

Eines Morgens erwachte Benno und schnupperte.

„Heute ist ein Honigtag!“ freute er sich und sprang aus dem Bett.

Er tappte zum Regal in seiner Höhle, schob ein paar Körbchen zur Seite – aber sein Sonnenblumen-Honigtopf war verschwunden!

„Oh nein!“, rief Benno. „Mein Lieblingshonig! Mein allererster Topf!“

Er schaute unter dem Tisch, hinter dem Vorhang, sogar im Schuhschrank (dort war nur eine Socke und ein Stein) – aber der Topf war weg.

Benno schnappte sich seinen Rucksack und machte sich auf die Suche.

Zuerst ging er zum Waldrand, wo Lina Luchs ihre Decke in der Sonne ausgebreitet hatte.

„Guten Morgen, Lina! Hast du vielleicht meinen Honigtopf gesehen? Der mit der Sonnenblume drauf?“

Lina überlegte. „Hm… ich habe heute Morgen etwas Glänzendes an mir vorbeihuschen sehen. Vielleicht ist er zum Bach gerollt?“

Benno nickte und stapfte los.

Am Bach planschte Ferdinand Frosch auf einem großen Blatt.

„Ferdinand! Hast du einen Honigtopf gesehen? Er ist klein, rund und riecht nach Glück!“

Ferdinand schüttelte seinen Kopf. „Ich habe nur Blätter und ein paar Kiesel gesehen. Aber vielleicht hat Klara Krähe ihn gefunden. Die liebt glänzende Sachen!“

Benno bedankte sich und kletterte zur alten Eiche, wo Klara ihr Nest hatte.

„Klara? Hast du zufällig… naja… meinen Honigtopf?“

Klara krächzte lachend. „Ich sammle viele Dinge, Benno, aber Honig ist mir zu klebrig. Ich habe heute Früh einen Schatten flitzen sehen. Vielleicht war es Matti Marder? Der sammelt gerne Krimskrams!“

Benno seufzte. Sein Bauch grummelte. Er hatte noch keinen Löffel Honig bekommen – und das machte ihn sehr traurig.

Er tappte durch den Wald und rief immer wieder:
„Honigtöpfchen? Wo bist du?“

Da hörte er plötzlich ein Rascheln. Zwischen zwei Farnblättern tauchte ein kleines Gesicht auf: Matti Marder!

„Benno? Suchst du was?“

Benno schluckte. „Ich suche meinen Honigtopf. Den mit der Sonnenblume drauf.“

Matti kratzte sich am Ohr. „Oh… den habe ich gefunden! Ich wollte ihn gerade zurückbringen, ehrlich! Ich dachte, es wäre ein leerer Topf.“

„Und… hast du reingeschaut?“ fragte Benno leise.

„Ja… und dann hab ich probiert. Es war der beste Honig überhaupt!“ Matti schaute beschämt.

Benno setzte sich auf einen Baumstumpf. Sein Herz klopfte traurig. „Das war mein Erinnerungstopf. Mein allererster.“

Matti nickte. „Dann darf er nicht einfach so verschwinden.“

Er flitzte zurück ins Gebüsch und kam kurz darauf mit dem Topf in den Pfoten zurück.

Der Deckel war leicht verschoben, ein kleiner Tropfen Honig lief an der Seite herunter – aber der Topf war da.

Benno nahm ihn behutsam. Er schnupperte.
„Er riecht immer noch nach Sommer“, flüsterte er.

Matti schaute verlegen. „Ich hab nur einen kleinen Löffel genommen. Aber ich kann dir helfen, neuen zu sammeln!“

Benno lächelte. „Du meinst, wir machen unseren eigenen neuen Honigtopf?“

„Mit Apfelduft! Und ein Etikett mit einer Biene drauf!“ rief Matti.

Und genau das taten sie.

Sie kletterten zu den besten Bienenblumen, balancierten auf Baumstämmen und lachten, als Ferdinand ihnen aus Versehen Wasser auf die Füße spritzte.

Am Abend saßen sie nebeneinander vor Bennos Höhle. Der alte Honigtopf stand sicher auf dem Regal.
Daneben stand ein neuer, etwas schiefer, aber liebevoll gefüllter Topf – mit einem Apfelblatt auf dem Deckel.

„Der eine Topf ist meine Erinnerung“, sagte Benno.

„Und der andere ist unser Abenteuer“, grinste Matti.

Ende.

Nino

Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 4 – 5 Minuten
Themen: Entdecken, Natur, Jahreszeiten, Farben

Nino war ein kleines, flinkes Eichhörnchen mit einem besonders buschigen Schwanz und einem riesigen Herzen für bunte Blätter. Er wohnte in einem hohlen Baum am Rand des Waldes. Dort sammelte er Eicheln, Nüsse – und seine größte Leidenschaft: herbstlich gefärbte Blätter.

Gelbe, orange, rote – wenn sie schön leuchteten, hüpfte Nino aufgeregt auf und ab. In einer kleinen Kiste aus Zweigen bewahrte er seine Lieblingsblätter auf. Und ganz oben lag das Allerschönste: ein großes, rot-goldenes Ahornblatt, das er „Königsblatt“ nannte.

Jeden Morgen begrüßte Nino es mit einem fröhlichen „Guten Morgen, Königsblatt!“. Doch heute war alles anders.

Als Nino die Kiste öffnete, war das Königsblatt weg!

„Nein!“ quietschte er. „Das gibt’s doch nicht! Wo ist es hin?!“

Er wühlte hektisch in der Kiste, schaute unter seine Moosdecke, hinter den Kieferzapfen und sogar in seinen Honigtopf. Doch es war nirgends zu finden.

„Vielleicht ist es weggeflogen!“, murmelte er. Der Wind war heute besonders wild.

Nino stürmte hinaus. Die Herbstluft war kühl, aber frisch. Bunte Blätter tanzten durch die Luft wie kleine Drachen.

„Königsblatt? Bist du hier draußen?“ rief er.

Zuerst rannte er zum Bach. Dort plätscherte das Wasser fröhlich, und einige Blätter trieben vorbei.
„Königsblatt?“ flüsterte er und schnappte sich ein rotes Blatt.
Aber nein – es war kleiner, und nicht glänzend genug.

Da kam Bodo Biber angeschwommen.

„Was machst du, Nino?“

„Ich suche mein besonderes Blatt! Es ist verschwunden!“

Bodo kratzte sich am Kopf. „Vielleicht ist es mit dem Wind zum großen Hügel geweht worden. Komm, ich bring dich rüber.“

Nino hüpfte auf Bodos Rücken, und sie paddelten gemeinsam ans andere Ufer. Dort schnappte Nino sich ein paar goldene Blätter – doch keines war sein.

Am Hügel angekommen, kletterte er auf einen Stein. Von dort konnte er weit sehen – über die Baumwipfel, durch das gelb-braune Blättermeer.

„Königsblatt? Wo bist du?“ rief er.

„Pssst!“ flüsterte es leise von hinten.

Nino drehte sich um. Doch da war nur Mika Maus, die in einem Walnussgehäuse schlief.

„Oh, hallo Mika. Hast du vielleicht mein Blatt gesehen?“

„Ein großes, rotes mit Goldkante?“ fragte sie.

„Ja! Genau das!“

„Ich glaube, ich hab es fliegen sehen. Es flog in Richtung Eulenbaum!“

Nino bedankte sich und sprang von Ast zu Ast, bis er am Eulenbaum ankam. Dort schlief Elvira Eule, eingekuschelt in ihr Nest.

„Elvira?“ flüsterte Nino.

„Mmmmh?“ Elvira öffnete langsam ein Auge.

„Hast du mein Blatt gesehen? Es ist besonders. Und wichtig. Und… mein Lieblingsblatt!“

Elvira blinzelte. „Ich habe etwas Weiches an meinem Fenster vorbeifliegen sehen. Es war… schön. Aber wohin es geflogen ist, weiß ich nicht.“

Nino seufzte. Seine Pfoten wurden langsam müde. Aber er wollte nicht aufgeben.

Am Waldrand angekommen, traf er Rieke Reh. Sie war gerade dabei, Kastanien zu stapeln.

„Rieke! Hast du vielleicht ein Blatt gesehen, das aussieht wie ein königlicher Umhang?“

Rieke überlegte. „Ich habe ein Eichhörnchen gesehen, das etwas Rotes davongetragen hat…“

„Was? Ein Dieb?!“ rief Nino.

„Nein, nein“, lachte Rieke. „Es war Lia. Deine Freundin. Sie hat es sehr vorsichtig getragen.“

„Lia?“ Nino kratzte sich am Kopf.

Er raste zurück zum großen Ahornbaum. Und tatsächlich – dort saß Lia Eichhörnchen auf einem Ast. Vor ihr lag ein Nest aus Moos und Rinde – und darin lag…

Das Königsblatt!

„LIA!“ rief Nino. „Da bist du ja! Und MEIN Blatt!“

Lia zuckte erschrocken zusammen. „Oh! Nino! Ich wollte dich nicht ärgern. Ich habe es gefunden, als es vom Wind davongetragen wurde. Ich wollte es dir zurückbringen… aber dann kam der Regen… und dann dachte ich… vielleicht machen wir daraus ein Blatt-Thron!“

Nino sah sie an. Und das Blatt. Es war ein bisschen zerknittert. Aber immer noch wunderschön.

Er lächelte. „Ein Blatt-Thron? Für uns beide?“

Lia nickte. „Weil es nicht nur dein Lieblingsblatt ist – sondern auch das schönste Blatt im ganzen Wald!“

Nino sprang zu ihr, kuschelte sich an sie – und half ihr, aus kleinen Ästen und Moos ein gemütliches, weiches Thronnest zu bauen. Das Königsblatt legten sie ganz oben drauf – als Decke, Krone und Zelt zugleich.

An diesem Abend saßen sie nebeneinander, unter den goldenen Bäumen.
Der Wind spielte sanft mit ihren Schwänzen, und das Blatt raschelte leise im Takt.

„Weißt du was?“ sagte Nino. „Vielleicht ist es gar nicht schlimm, wenn etwas mal verschwindet.
Denn manchmal… führt es einen genau dorthin, wo es am schönsten ist.“

Ende.

Lillie

Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 4 – 5 Minuten
Themen: Tiere, Kinderzimmer, Pusteblumen

Es war einmal ein kleiner Igel namens Emil. Emil war nicht größer als ein Blumentopf und lebte unter einer alten Eiche in einem weichen Moosbett. Jeden Morgen, wenn die Sonne aufging und der Wald erwachte, tappte Emil mit seinen kleinen Füßchen hinaus auf die Wiese.

Emil war sehr neugierig. Jeden Tag gab es etwas Neues zu entdecken – einen Käfer, der rückwärts krabbelte, einen Vogel, der nur mit einem Flügel flog, oder einen Regenwurm, der sich unter einem Blatt versteckte. Emil liebte solche Abenteuer.

Eines Morgens, als der Himmel besonders blau war und der Wind ganz sanft durch die Gräser strich, sah Emil etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte: eine große, weiße, fluffige Kugel mitten in der Wiese.

Er blinzelte. „Was bist du denn?“ fragte er leise.

Vorsichtig tappte er näher, schnupperte und – hatschi! – nieste, weil die kleinen Härchen ihn an der Nase kitzelten. Und da – wusch! – flogen ein paar winzige Schirmchen in die Luft und schwebten davon.

„Oh!“ rief Emil und schaute ihnen begeistert nach. Die fliegenden Samen sahen aus wie kleine Sterne.

Gerade in diesem Moment kam Mia Maus vorbei. Sie schleppte eine winzige Haselnuss auf dem Rücken.

„Hallo Emil! Was guckst du so in den Himmel?“

„Da war so ein fluffiges Ding, und als ich geschnuppert hab, ist es weggeflogen!“

Mia kicherte. „Das war eine Pusteblume. Die kann man anpusten. Dann fliegen die kleinen Samen wie winzige Fallschirme davon.“

„Wie? Ich will das auch probieren!“

Mia zeigte es ihm. Sie nahm eine Pusteblume, pustete kräftig – pfffffff! – und schon tanzten die Schirmchen durch die Luft.

Emil probierte es auch. Er holte tief Luft – so tief er nur konnte – und pfffff! pustete die ganze Pusteblume leer.

„Juhuuu!“ rief er. „Ich kann’s! Ich kann fliegende Blumen machen!“

Sie suchten weitere Pusteblumen und pusteten um die Wette. Der ganze Himmel war bald voller tanzender Samen. Die Sonne schien auf die Schirmchen, sodass sie funkelten wie winzige Lichter.

Da hüpfte Freddy Frosch aus dem Teich. „Was macht ihr da? Das sieht ja aus wie Schnee!“

„Es ist ein Spiel“, erklärte Emil. „Pusteblumenspiel!“

Freddy wollte auch. Doch statt zu pusten, machte er nur laute „Quaaak“-Geräusche. Alle lachten, aber Freddy übte weiter, bis es auch bei ihm klappte. Sein erstes Schirmchen flog direkt auf Mias Nase.

Dann kam Rika Reh mit einem Blumenkranz auf dem Kopf. Sie war ganz still, aber ihr Lächeln war warm. „Darf ich mitmachen?“ fragte sie leise.

Natürlich durfte sie. Zusammen bildeten sie einen Kreis und pusteten gleichzeitig. Die Schirmchen flogen hoch, höher, am höchsten. Pepe, der kleine Vogel, flog mitten hindurch und machte lustige Loopings.

„Wusstet ihr“, piepste Pepe, „dass jede dieser Pusteblumensamen eine neue Blume wird?“

„Wirklich?“ fragte Emil.

„Ja! Wenn sie landen, schlafen sie ein und wachen irgendwann als Blümchen auf.“

Emil staunte. „Dann helfen wir den Blumen beim Wachsen!“

Mia nickte. „Genau.“

Emil überlegte kurz. Dann sagte er: „Wir sollten ein richtiges Fest feiern. Ein Pusteblumenfest!“

Alle waren begeistert. Sie holten mehr Freunde dazu: die Raupe Rosa, den Dachs Dieter, sogar die Schnecke Selma kroch vorbei – ganz langsam, aber mit einer Blume auf dem Rücken.

Sie schmückten die Wiese mit bunten Blüten, legten Blätter als Teller aus, und Pepe sang ein Lied vom Wachsen und Fliegen. Freddy machte einen Seerosen-Tanz und Rika malte mit Hufabdrücken Blumen in den Sand.

Dann begannen sie das große Pusteblumenfest. Sie pusteten, tanzten, sangen, rollten durch das Gras und lachten.

Zwischendurch erzählten sie sich Geschichten:

  • Mia erzählte, wie sie mal eine Nuss im falschen Loch vergraben hatte.
  • Freddy erzählte, wie er den Mond fangen wollte.
  • Rika erzählte, dass sie mal mit einer Libelle gewandert war.
  • Und Emil? Emil erzählte, wie er heute seine allererste Pusteblume gefunden hatte – und wie daraus das schönste Fest entstanden war.

Dann spielten sie Verstecken im hohen Gras. Rosa kroch unter Blättern davon, Selma bewegte sich so langsam, dass keiner sie fand, und Dieter rollte sich wie ein Stein zusammen.

Die Sonne stand inzwischen tief am Himmel. Goldene Lichtstreifen fielen durch die Bäume, und der Wind wurde kühler.

Am Ende des Tages saßen alle beisammen, müde, aber glücklich. Der Himmel war jetzt orange, die ersten Sterne blinkten, und über dem Wald flogen die letzten Schirmchen leise dahin.

Emil legte sich ins Moos, schaute nach oben und flüsterte:
„Danke, kleine Pusteblume. Du hast mir gezeigt, wie schön das Teilen ist.“

Und während der Wind sanft über die Wiese strich und alle Tiere einschliefen, träumten sie von fliegenden Blumen, tanzenden Samen und einem Wald voller Lachen.

Ende.

Kleiner Igel und die Pusteblume

Es war einmal ein kleiner Igel namens Emil. Emil war nicht größer als ein Blumentopf und lebte unter einer alten Eiche in einem weichen Moosbett. Jeden Morgen, wenn die Sonne aufging und der Wald erwachte, tappte Emil mit seinen kleinen Füßchen hinaus auf die Wiese.

Emil war sehr neugierig. Jeden Tag gab es etwas Neues zu entdecken – einen Käfer, der rückwärts krabbelte, einen Vogel, der nur mit einem Flügel flog, oder einen Regenwurm, der sich unter einem Blatt versteckte. Emil liebte solche Abenteuer.

Eines Morgens, als der Himmel besonders blau war und der Wind ganz sanft durch die Gräser strich, sah Emil etwas, das er noch nie zuvor gesehen hatte: eine große, weiße, fluffige Kugel mitten in der Wiese.

Er blinzelte. „Was bist du denn?“ fragte er leise.

Vorsichtig tappte er näher, schnupperte und – hatschi! – nieste, weil die kleinen Härchen ihn an der Nase kitzelten. Und da – wusch! – flogen ein paar winzige Schirmchen in die Luft und schwebten davon.

„Oh!“ rief Emil und schaute ihnen begeistert nach. Die fliegenden Samen sahen aus wie kleine Sterne.

Gerade in diesem Moment kam Mia Maus vorbei. Sie schleppte eine winzige Haselnuss auf dem Rücken.

„Hallo Emil! Was guckst du so in den Himmel?“

„Da war so ein fluffiges Ding, und als ich geschnuppert hab, ist es weggeflogen!“

Mia kicherte. „Das war eine Pusteblume. Die kann man anpusten. Dann fliegen die kleinen Samen wie winzige Fallschirme davon.“

„Wie? Ich will das auch probieren!“

Mia zeigte es ihm. Sie nahm eine Pusteblume, pustete kräftig – pfffffff! – und schon tanzten die Schirmchen durch die Luft.

Emil probierte es auch. Er holte tief Luft – so tief er nur konnte – und pfffff! pustete die ganze Pusteblume leer.

„Juhuuu!“ rief er. „Ich kann’s! Ich kann fliegende Blumen machen!“

Sie suchten weitere Pusteblumen und pusteten um die Wette. Der ganze Himmel war bald voller tanzender Samen. Die Sonne schien auf die Schirmchen, sodass sie funkelten wie winzige Lichter.

Da hüpfte Freddy Frosch aus dem Teich. „Was macht ihr da? Das sieht ja aus wie Schnee!“

„Es ist ein Spiel“, erklärte Emil. „Pusteblumenspiel!“

Freddy wollte auch. Doch statt zu pusten, machte er nur laute „Quaaak“-Geräusche. Alle lachten, aber Freddy übte weiter, bis es auch bei ihm klappte. Sein erstes Schirmchen flog direkt auf Mias Nase.

Dann kam Rika Reh mit einem Blumenkranz auf dem Kopf. Sie war ganz still, aber ihr Lächeln war warm. „Darf ich mitmachen?“ fragte sie leise.

Natürlich durfte sie. Zusammen bildeten sie einen Kreis und pusteten gleichzeitig. Die Schirmchen flogen hoch, höher, am höchsten. Pepe, der kleine Vogel, flog mitten hindurch und machte lustige Loopings.

„Wusstet ihr“, piepste Pepe, „dass jede dieser Pusteblumensamen eine neue Blume wird?“

„Wirklich?“ fragte Emil.

„Ja! Wenn sie landen, schlafen sie ein und wachen irgendwann als Blümchen auf.“

Emil staunte. „Dann helfen wir den Blumen beim Wachsen!“

Mia nickte. „Genau.“

Emil überlegte kurz. Dann sagte er: „Wir sollten ein richtiges Fest feiern. Ein Pusteblumenfest!“

Alle waren begeistert. Sie holten mehr Freunde dazu: die Raupe Rosa, den Dachs Dieter, sogar die Schnecke Selma kroch vorbei – ganz langsam, aber mit einer Blume auf dem Rücken.

Sie schmückten die Wiese mit bunten Blüten, legten Blätter als Teller aus, und Pepe sang ein Lied vom Wachsen und Fliegen. Freddy machte einen Seerosen-Tanz und Rika malte mit Hufabdrücken Blumen in den Sand.

Dann begannen sie das große Pusteblumenfest. Sie pusteten, tanzten, sangen, rollten durch das Gras und lachten.

Zwischendurch erzählten sie sich Geschichten:

  • Mia erzählte, wie sie mal eine Nuss im falschen Loch vergraben hatte.
  • Freddy erzählte, wie er den Mond fangen wollte.
  • Rika erzählte, dass sie mal mit einer Libelle gewandert war.
  • Und Emil? Emil erzählte, wie er heute seine allererste Pusteblume gefunden hatte – und wie daraus das schönste Fest entstanden war.

Dann spielten sie Verstecken im hohen Gras. Rosa kroch unter Blättern davon, Selma bewegte sich so langsam, dass keiner sie fand, und Dieter rollte sich wie ein Stein zusammen.

Die Sonne stand inzwischen tief am Himmel. Goldene Lichtstreifen fielen durch die Bäume, und der Wind wurde kühler.

Am Ende des Tages saßen alle beisammen, müde, aber glücklich. Der Himmel war jetzt orange, die ersten Sterne blinkten, und über dem Wald flogen die letzten Schirmchen leise dahin.

Emil legte sich ins Moos, schaute nach oben und flüsterte:
„Danke, kleine Pusteblume. Du hast mir gezeigt, wie schön das Teilen ist.“

Und während der Wind sanft über die Wiese strich und alle Tiere einschliefen, träumten sie von fliegenden Blumen, tanzenden Samen und einem Wald voller Lachen.

Ende.