🦊 Titel: Finja Fuchs will nicht schlafen

Kategorie: Kleinkinder
Lesezeit: 4 Minuten
Themen: Schlafengehen, Neugier, Abendritual, Geborgenheit
Der Tag im Wald neigte sich dem Ende zu. Die Sonne war schon halb hinter den Hügeln verschwunden, und der Himmel färbte sich rosa-orange. Die Tiere machten sich bereit für die Nacht.
Alle – außer Finja Fuchs.
Finja war ein kleines, flauschiges Fuchsmädchen mit leuchtend roten Pfoten und einem wuscheligen Schwanz. Und sie war gar nicht müde.
Mama Fuchs rollte gerade die Schlafdecke aus. Papa Fuchs las ein paar Seiten aus dem „Buch der Waldtiere“ vor. Finjas Brüder und Schwestern gähnten schon.
Aber Finja rief:
„Ich bin noch gar nicht müde! Ich will noch wach bleiben!“
Mama Fuchs lächelte. „Der Tag war lang, Finja.“
„Aber ich hab bestimmt was verpasst! Vielleicht fliegen gleich Sternenkäfer! Oder die Eule macht Kunststücke!“
Papa Fuchs schüttelte den Kopf. „Die Nacht ist zum Ruhen da, kleiner Wirbelwind.“
Aber Finja hatte schon leise die Decke zur Seite geschoben und tappte mit weichen Pfoten davon – hinaus in den Dämmerwald.
Sie wollte sehen, was die Tiere nachts tun. Ganz alleine. Ganz still.
Zuerst traf sie Milo Maulwurf, der gerade aus seiner Höhle kam.
„Hallo Finja! Warum bist du wach?“
„Ich will schauen, was nachts so los ist!“
Milo blinzelte. „Ich sammle Regenwürmer. Willst du helfen?“
Finja schüttelte den Kopf. „Regenwürmer sind glitschig. Ich such lieber was Spannendes!“
Und weiter ging’s.
Hinter einem Busch glitzerte etwas. Es war Kiki Käfer, die auf einem Blatt saß und mit ihren Flügeln leuchtete.
„Kiki! Wow! Du siehst aus wie ein Stern!“
„Ich bin ein Glühkäfer“, kicherte Kiki. „Ich tanze mit dem Wind!“
Finja versuchte, mitzutanzen – aber ihre Pfoten waren schwerer als gedacht. Und ein Gähnen kam aus ihrer Schnauze.
„Nur ein kleines… Gähn…“ murmelte sie.
Aber dann hörte sie ein tiefes „Huhuu!“.
Ganz oben im Baum saß Eddi Eule.
„Hallo, kleiner Fuchs. Was machst du noch wach?“
„Ich will das Nachtleben sehen! Machst du Tricks?“
Eddi schüttelte den Kopf. „Ich fliege durch den Wald und passe auf. Das ist meine Aufgabe.“
„Oh… das klingt wichtig“, sagte Finja. Und gähnte wieder.
„Wenn du willst, bring ich dich ein Stück zurück. Ich seh dich schon torkeln.“
„Ich torkel nicht! Ich bin nur… neugierig“, protestierte Finja.
Eddi segelte leise durch die Luft. Finja lief darunter her.
Am Bach trafen sie Benni Biber, der ein paar Äste schleppte.
„Benni! Du baust noch?“ fragte Finja verschlafen.
„Ich arbeite gerne bei Mondschein“, sagte Benni und klopfte einen Ast zurecht.
„Ist das nicht… anstrengend?“ fragte Finja und setzte sich auf einen Stein.
Benni nickte. „Schon. Aber wenn ich fertig bin, schlaf ich fest und träum von Wasserfällen.“
Finja seufzte. „Ich… glaub, ich wär jetzt auch bald so weit.“
Die Schatten wurden dunkler. Der Wald raschelte leise.
Finja gähnte zum vierten Mal.
Sie tappte langsam zurück in Richtung ihres Baues. Der Weg war länger als gedacht. Ihre Pfoten wurden schwer. Ihre Augen fielen fast zu.
„Vielleicht war das ein bisschen zu viel Neugier für heute…“
Kurz bevor sie bei der Höhle ankam, stand da plötzlich Mama Fuchs.
Mit einem warmen Blick. Und einer Decke.
„Da bist du ja“, sagte Mama sanft.
Finja flitzte in ihre Arme.
„Ich wollte… nur schauen… was nachts so passiert… aber… es ist doch… bisschen dunkel… und… langweilig…“
Mama Fuchs streichelte ihr über den Kopf.
„Nachts passiert viel – aber das Schönste ist: Man kann sich einkuscheln, träumen… und morgen wieder neue Abenteuer erleben.“
Finja nickte. Oder wollte nicken.
Doch da schlief sie schon ein. Im Arm von Mama. Unter dem leisen Funkeln der Glühkäfer.
Und Mama trug sie vorsichtig in den Bau.
Dorthin, wo Papa leise weiterlas. Wo es nach Moos roch. Wo der Traum schon auf sie wartete.
Und wenn Finja heute Nacht träumte, dann ganz sicher von Eulenflügen, glitzernden Käfern und dem schönsten Gefühl der Welt:
Zuhause zu sein.
Ende.



